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Welche Farbe hat ein Feuerwehrauto?
 

 

 

1. Das Feuerlöschwesen in alter Zeit – Spritzenhaus und Pflichtfeuerwehr

Brände waren in alter Zeit keine Seltenheit. Bei den ersten Bauten, die um 1200 von fränkischen Siedlern angelegt worden waren und den Grundstock unseres Dorfes bildeten, dürfte es sich um einfache hölzerne Blockhütten gehandelt haben. Später setzte sich die Fachwerkbauweise durch, die erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts langsam von massiven Ziegelbauten verdrängt wurde. Stroh oder Holzschindeln waren über Jahrhunderte hinweg die einzige Dachdeckung des einfachen Bauern oder Häuslers. Gekocht wurde am offenen Herd, wo das Feuer meist durchgängig genährt wurde. – Die Gefahr eines Brandes war damit allgegenwärtig. Wenn ein Haus von den Flammen erfasst wurde, so griffen diese oft auch auf die Nebengebäude und Nachbarhäuser über. Regelrechte Großbrände, die oftmals ganze Ortsteile in Schutt und Asche legten, waren die Folge. So geschah es auch am 20. Mai 1717, als in Witzschdorf drei Bauerngüter samt Scheunen, drei weitere Häuser und die Wohnung des Schullehrers bis auf die Grundmauern abbrannten. Doch nicht nur die Bauweise und der Umgang mit Feuer im Haus waren Ursache der Brände; auch die zahlreichen Kriege, vor denen besonders Sachsen nicht verschont blieb, brachten immer wieder Soldatentruppen, die mordend und brandschatzend durch die Dörfer zogen.

So verwundert es nicht, dass schon frühzeitig Maßnahmen zur Feuerbekämpfung ergriffen wurden. Ein Beispiel dafür ist die Dorf-Feuerwehrordnung, die Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen im Jahre 1775 erließ. Darin war vorgeschrieben, dass jeder Hausbesitzer auf eigene Kosten Löschgeräte anzuschaffen hatte, vor allem Leiter, Einreißhaken und Löscheimer. Gelöscht wurde damals noch in der Eimerkette, d.h. die Leute stellten sich in einer Reihe vom Brunnen bis zur Brandstelle auf und reichten nacheinander die Wassereimer weiter. Diese Form der Brandbekämpfung war freilich wenig effektiv.

Im Jahre 1821 wurde daher vom Witzschdorfer Lehnrichter die Anschaffung einer Handdruckspritze beschlossen. Zugleich wurde zu deren Unterstellung ein „Spritzenhaus“ angelegt. Dieses Häuschen stand ursprünglich direkt vor dem Haus Hauptstraße 23 („Graubner-Haus“, heute Eigenheim Wondraczek/Gläser), unmittelbar an der Straße; es bestand nur aus einem Erdgeschoss und hatte einen Grundriss von 7x8 Ellen, also ca. 3,5x4 Meter. Der Standort war nicht ohne Grund gewählt, denn auf dem „Graubner-Haus“ lag von alters her die Schmiedegerechtigkeit, d.h. dort befand sich die damals einzige Schmiede im Dorf. Da hier beständig mit offenem Feuer umgegangen wurde, bestand bei diesem Gebäude auch die größte Brandgefahr. Das Spritzenhaus wurde somit bewusst in unmittelbarer Nachbarschaft angelegt.

Dazu wurde eine Pflichtfeuerwehr einberufen. Sie bestand aus 30 Mitgliedern, die in regelmäßigen Abständen vom Gemeinderat ausgewählt und, wie der Name besagt, zum Feuerlöschdienst verpflichtet wurden. Wahlfähig waren alle männlichen Einwohner im Alter von 18 bis 50 Jahren. Die Pflichtfeuerwehr setzte sich folgendermaßen zusammen:

 

> 16 Mann zum Drücken der Spritze

> 6 Mann zum Einreißen

> 4 Mann zum Ausräumen

> 4 Mann zur Feuerwache

> 2 Mann als Feuerläufer

 

Am 3. August 1883 wurde im Gemeinderat eine Auflage der Amtshauptmannschaft Flöha zum „Bau eines Gefängnisses“ behandelt. Jede Kommune sollte eine Zelle zur Inhaftierung von Straftätern aufweisen können. Diese „Dorfgefängnisse“ dienten einerseits zur Unterbringung von Landstreichern sowie Kleinkriminellen wie Tagedieben und Trunkenbolden; andererseits sollten hier tatsächliche Verbrecher vorübergehend in Gewahrsam genommen werden, bis sie in das Amtsgefängnis nach Zschopau oder Augustusburg überführt werden konnten. – Zum Bau eines solchen Gefängnisses wurde in Witzschdorf eine Kommission gebildet, die das Spritzenhaus besichtigen und feststellen sollte, ob sich dieses zu diesem Zwecke eignen könnte. Da sich das vorhandene Gebäude jedoch als zu klein und ungeeignet erwies, fiel die Entscheidung zum Abbruch des alten Spritzenhauses und Neubau eines „Spritzengebäudes mit Arrestlokal“. Der Bauauftrag wurde am 1. September 1883 für 2390 Mark an den ortsansässigen Baumeister Emil Weiße erteilt. Es entstand ein 12x8 Ellen (ca. 6x4 Meter) großes, zweistöckiges Häuschen, das am 1. Dezember 1883 nach dreimonatiger Bauzeit eingeweiht werden konnte: Im Erdgeschoss befanden sich rechterhand zwei Arrestzellen und linkerhand der Einstellraum für die Gemeindespritze; später wurde auf der linken Seite noch ein zusätzlicher Schuppen für sonstige Löschgeräte angebaut. Oberhalb wurde ein Feuerlöschteich angelegt. Rechterhand entstand ein hölzerner Steigerturm (Schlauchturm). Das Obergeschoss des Spritzenhauses diente zu Wohnzwecken: Hier hatte der bei der Gemeinde angestellte Ortsdiener Karl Wolf eine Mietswohnung. Er (1873-1908) und anschließend sein Neffe Max Wolf (1908-1945) sorgten für Ruhe und Ordnung im Dorf. Sie waren gewissermaßen Polizist und Nachtwächter in einer Person. Von der Gemeinde erhielten sie eine Uniform und ein Signalhorn, mit dem sie für Feueralarm sorgten und somit die Pflichtfeuerwehr zusammenriefen. Wöchentlich erhielt der Ortsdiener seinen Lohn in Höhe von 3 Thaler 10 Neugroschen aus der Gemeindekasse, außerdem freie Wohnung, aller zwei Jahre einen neuen Dienstrock und Mütze, sowie Mantel nach Bedarf.

Spritzenhaus und Löschteich (um 1950). – Das Spritzenhaus anlässlich eines Schulfestes 1911.

Später wurde das Spritzenhaus vom Schuhmacher Willi Grießhammer und zuletzt von den Geschwistern Glöß bewohnt. 1979 begann Dieter Sonntag mit dem Um- und Ausbau zum Eigenheim. Der ursprüngliche Zustand lässt sich damit nur noch erahnen. Heute wird das Anwesen von Familie Kohse bewohnt (Hauptstraße 16). Im Volksmund ist bis in die Gegenwart vom „Spritzenhäuschen“ die Rede.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Spritzenhaus während des Umbaus 1979/80.

 

2. Der Weg zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1896

Häufige Brände und unzureichende Organisation im Brandfall hatten somit dazu geführt, dass ein Spritzenhaus gebaut und eine Pflichtfeuerwehr einberufen worden waren. Dennoch hielten auch nun noch mehrere schwere Großbrände die Bevölkerung in Atem. In aller Regel konnten die in Brand geratenen Häuser nicht mehr gerettet werden – lediglich ein Übergreifen auf die Nachbargebäude wurde nach Kräften zu verhindern versucht, jedoch auch nicht immer erfolgreich. Angesichts von Strohdächern und Fachwerkbauweise hatten die Flammen leichtes Spiel:

1859 brannte das Lehngericht vollständig ab. Es handelte sich um einen großen Vierseitenhof am Standort des jetzigen Gasthofes, welcher zugleich auch Gaststube, Tanzsaal, Brauerei und Schnapsbrennerei beherbergte. Beim Neubau wurden Gasthof und Lehngericht voneinander getrennt: Der Gasthof wurde am alten Standort wiederaufgebaut (heute Hauptstr. 34), während das Lehngericht um etwa 100 Meter an die Straße nach Dittmannsdorf versetzt wurde (heute Am Sportplatz 3).

1868 brannten die Bauerngüter Schulstraße 10 („Butter-Gut“, heute Fam. Berger) und Schulstraße 11/12 („Weißbach-Gut“) ab.

1871 brach am Morgen des 4. Mai auf dem Bauerngut Hauptstraße 19 („Emmrich-Gut“, heute Andrea Unger) ein Brand aus, der binnen kürzester Zeit auf die Nachbargebäude übergriff. Sowohl das Bauerngut Hauptstraße 21 („Kern-Gut“, heute Fam. Hauck) als auch das Wohnhaus Hauptstraße 18 („Ulbrichtschuster-Haus“, heute Edith Schönherr) wurden eingeäschert. Die Häuser wurden daraufhin in weiterem Abstand voneinander in der jetzigen Form wiederaufgebaut.

1881 brannte am „Klugeberg“ das Haus von Fleischermeister Weiße (Hauptstraße 42) nieder. Der Wiederaufbau erfolgte in Form eines ansehnlichen Geschäftshauses mit auffälligem Fachwerk-Zwerchgiebel.

1882 wurde das Haus von Friedrich Keller (Wiesengrund 1, heute Fam. Uhlig) ein Raub der Flammen.

1886 brach im Schönthal ein Brand aus: Das Fabrikgebäude, in welchem sich damals eine Baumwollspinnerei befand, brannte vollkommen aus. Wohnhaus und Scheune blieben dagegen verschont. Die Brandstätte wurde daraufhin verkauft und ein Jahr später vom Unternehmer Max Strobel als Holzschleiferei wiederaufgebaut.

1888 ereignete sich der wohl größte Brand, den es in Witzschdorf und der Umgebung jemals gegeben hat: Die Sächsische Nähfadenfabrik wurde eingeäschert – zwei vierstöckige Fabrikgebäude (die „alte Spinnerei“ und die „neue Spinnerei“) brannten bis auf die Grundmauern nieder. Die schwarze Rauchwolke war weithin zu sehen, auch wenn die Fabrik tief im Tal der Zschopau lag. Im Brandbuch der Waldkirchner Feuerwehr heißt es, dass man „solch ein großes Feuer hier noch nie erlebt“ habe.

1889 brannte das Haus von Bäckermeister Friedrich Enzmann ab. Enzmann ließ an gleicher Stelle ein imposantes Wohn- und Geschäftshaus errichten (Hauptstraße 53, heute Evelin Zöbisch).

Er gehörte wenige Jahre später zu den Mitbegründern der Freiwilligen Feuerwehr und amtierte auch als Wehrleiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neubau der Bäckerei Enzmann.

1890 ereignete sich ein weiterer Großbrand: Ein Feuer auf dem Bauerngut Hauptstraße 4 („Menzel-Gut“, heute Fam. Härtel) breitete sich auf die Nachbargehöfte Hauptstraße 1 („Heckmann-Gut“, heute abgerissen) und Hauptstraße 5 („Viertel-Gut“, heute Fam. Nestler) aus; auch das Haus Hauptstraße 6 (heute Fam. Zocher) wurde von den Flammen ergriffen. Die Häuser wurden samt Ställen und Scheunen in Schutt und Asche gelegt. Nur das Wohnhaus des „Viertel-Gutes“ blieb verschont. Beim Neubau wurde für das „Heckmann-Gut“ ein neuer Standort gewählt – weiter entfernt von den benachbarten Gütern.

Diese schwerwiegenden Brandkatastrophen gaben den Impuls zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Witzschdorf im Jahre 1896.

Im September 1896 fanden sich einige Mitglieder aus den Reihen des Militärvereins zusammen, um eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Die Idee fand Widerhall, sodass 39 Männer des Ortes der neuen Wehr beitraten. Zum Wehrleiter (damals Kommandant genannt) wurde der Bäckermeister Friedrich Enzmann gewählt, der Großvater des späteren Leiters der Blasmusikanten Friedemann Enzmann. Stammlokal war „Frenzels Restaurant“ (Hauptstraße 12, heute Fam. Weigelt), also in direkter Nähe zum Spritzenhaus.

 

Wehrleiter Friedrich Enzmann.

Die Freiwillige Feuerwehr Witzschdorf ist damit die älteste ihrer Art in der heutigen Gemeinde Gornau. Die FFW Gornau wurde 1904 gegründet, die FFW Dittmannsdorf sogar erst 1948.

Im Statut der Freiwilligen Feuerwehr Witzschdorf heißt es: „Zweck der Freiwilligen Feuerwehr ist, bei ausbrechenden Feuersbrünsten (...) in geordneter Weise rettend und schützend Beistand zu leisten, beziehentlich die Feuerwache zu übernehmen. Ein jeder unbescholtene, körperlich und geistig tüchtige, mindestens 18 Jahre alte Einwohner des Ortes kann aufgenommen werden. Der Aufgenommene wird vom Commandanten mittels Handschlag verpflichtet. Zur Bestreitung entstehender Unkosten wird von jedem Mitgliede eine monatliche Steuer von 25 Pfennig erhoben. (...) Jedes Mitglied hat in wie außer dem Dienst ein ehrenhaftes, männliches Betragen, insbesondere im Dienst Nüchternheit, Pünktlichkeit, Ruhe, Gehorsam und Ausdauer zu zeigen. Den Anordnungen des Vorgesetzten (...) ist unweigerlich Folge zu leisten und nur von diesem sind Befehle anzunehmen. Alle Anordnungen von Anderen sind mit Höflichkeit aber entschieden zurückzuweisen. (...) Das Tabakrauchen, Essen und Trinken im Dienste ist nur nach erteilter Erlaubnis des Commandanten gestattet.“

Die Ausstattung der Wehr war in den Anfangsjahren überaus dürftig. 1899 waren lediglich 3 Helme, 2 Steigergurte, 1 Axt, 1 Winde, 1 Signalhorn und 1 Sanitätstasche vorhanden. Die Spritze war Gemeindeeigentum; jährlich wurde ein Bauer gewählt, der für den Transport der Spritze sein Gespann zur Verfügung zu stellen hatte. Es ist überliefert, dass u.a. Max Leonhardt („Felber-Gut“), Bruno Reuter („Reuter-Gut“) und Paul Schönherr („Meusel-Gut“) dafür verantwortlich waren.

Die erste große Bewährungsprobe hatten die Kameraden im September 1900, als das Gehöft von Robert Oehme (Schulstraße 6) in Flammen aufging. Im Zschopauer Wochenblatt ist darüber zu lesen: „Kaum hatten sich die Bewohner unseres Ortes am vergangenen Freitag Abend zur Ruhe begeben, als sie auch bald wieder kurz nach 11 Uhr durch die Sturmglocke und Feuersignale geweckt wurden. Es brannte das Oehmesche Gut, (...) oberhalb der Schule gelegen. Der lange Schuppen, der als Blockhaus das Interesse der Vorübergehenden so oft erregt und ihnen von längst vergangenen Tagen erzählt hatte, stand zuerst in Flammen, aber mit Windeseile verbreiteten sich diese über das ganze Gut und legten es in kurzer Zeit mit seinen gerade in diesem Jahre überaus reichen Erntevorräten in Schutt und Asche. Geradezu als ein Wunder ist es zu betrachten, daß das in nächster Nähe liegende und ebenfalls mit Stroh gedeckte Richtersche Gut („Iser-Gut“, Schulstraße 5, heute Fam. Ullrich) gerettet werden konnte. (...) Von auswärts erschien zuerst die Waldkirchner Feuerwehr, als zweite die Kunnersdorfer Feuerwehr, was bei der Entfernung und der schwierigen Verbindung besonders lobend hervorzuheben ist. (...) Dem Gutsbesitzer Oehme ist, da er nur eine geringe Summe versichert hat, großer Schaden erwachsen. (...) Ganz besonders ist zu beklagen, daß eine Dienstmagd, die schon über 20 Jahre auf diesem Gute überaus treu gedient hat, alles verloren hat, was sie aus besseren Tagen her noch besaß. Gott schenke den Schwergeschädigten wieder neuen Lebensmut und bewahre in Zukunft unser Dorf vor solchen Angst- und Schreckensnächten.“

Im Jahre 1901 wurde rechterhand des Spritzenhauses auf Gemeindekosten für 250 Mark ein Steigerturm errichtet. Er dient einerseits zum Trocknen der Schläuche nach den Einsätzen, andererseits zu Übungszwecken im Anstellen und Erklimmen der Leiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Freiwillige Feuerwehr Feuerwehr Witzschdorf um 1905 – vorn Wehrleiter Enzmann und Gemeindevorstand Gustav Wünsch; im Hintergrund Spritzenhaus und Steigerturm.

 

3. Die Entwicklung bis zum Zweiten Weltkrieg

Die Freiwillige Feuerwehr Witzschdorf stand in den ersten zehn Jahren unter der Leitung von Friedrich Enzmann. Als 1904 eine Inspektion der noch jungen Wehr stattfand, wurde lobend berichtet: „Die Wehr, 32 Mitglieder zählend, zeigte mit ihren Vorführungen, dass sie im Feuerlöschwesen auf der Höhe der Zeit steht und unter Leitung ihres bewährten Hauptmanns Enzmann bemüht ist, der Gemeinde eine verlässliche Stütze zu sein.“ Bei den absolvierten Übungen wurde jeweils die Note „sehr gut“ erteilt.

1907 übernahm der Gutsbesitzer Paul Uhlmann („Menzel-Gut“, Hauptstr. 4) den Posten des Wehrleiters. In seine Amtszeit fallen zwei größere Brände: Das Bauerngut von Paul Weißbach („Burkhardt-Gut“, Schulstr. 4) wurde am 26. Januar 1907 ein Raub der Flammen. Der Feuerwehr gelang es, den Pferdestall und die benachbarten Gehöfte vor einem Übergreifen des Feuers zu bewahren. Paul Weißbach baute das Anwesen noch im selben Jahr wieder auf.

Ein zweites großes Schadenfeuer ereignete sich am 6. Juni 1910, als das Haus von Familie Wünsch (Hauptstr. 61) durch Blitzschlag in Brand gesetzt wurde. Bei den Löscharbeiten zog sich das Wehrmitglied Paul Schönherr, damals Besitzer des „Meusel-Gutes“, eine schwere Lungenentzündung zu, von der er sich nicht mehr erholte und kurze Zeit später im Alter von 38 Jahren starb. Paul Wünsch baute das Haus bis 1914 wieder auf.

1913 wurde der Gastwirt Bruno Hengst zum Wehrleiter gewählt. Eine Bestandsaufnahme zeigt, dass die Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt zwar besser als zur Gründung, aber immer noch ziemlich spartanisch ausgestattet war: Zum Inventar gehörten 15 Helme, 3 Steigergurte, 3 Winden, 5 Beile, 3 Karabiner, 4 Schlauchschlüssel, 2 Signalhörner, 2 Sanitätertaschen, Dienstjoppen, 1 Mütze, 1 Leiterwagen, 1 „Kloke“ (Glocke) und 1 Leiter (10 m lang).

 

 
Wehrleiter Bruno Hengst.

1914 ereignete sich ein weiteres Brandunglück: In einer Gewitternacht hatte der Blitz in der alten Dorfschule gezündet. Sie befand sich oberhalb des Gasthofes, auf dem dreieckigen Grundstück zwischen „Dathe-Schmied“ (Hauptstraße 33) und „Post“ (Hauptstraße 30). Seit dem Neubau der Schule im Mitteldorf 1870 befand sich hier eine Bäckerei. Das kleine, baufällige Häuschen konnte von der Feuerwehr nicht gerettet werden. Es wird erzählt, dass die Bäckersfrau während des Gewitters bewusst Kerzen ans Fenster gestellt habe; sie spekulierte darauf, dass im Brandfall durch Blitzschlag mit der Versicherungssumme ein neues Haus gebaut werden könne. Die Grundmauern und der Backofen standen noch einige Zeit; der geplante Neubau des Gebäudes kam jedoch infolge des Ersten Weltkrieges nicht zustande. Die Fläche ist somit bis heute unbebaut geblieben.

Zu Kriegsbeginn, in der Zeit der Kriegseuphorie von 1914-15, bildeten sich aus den Reihen der Feuerwehr Wachtrupps, die Wegkreuzungen (z.B. am Kammweg) kontrollierten und regelmäßig im Ort patrouillierten. Man rechnete damals mit ausländischen Spionen und war gewissermaßen „Feuer und Flamme“ für die Verteidigung der Heimat. Diese Wachtrupps hatten freilich trotz ihres vermeintlichen Spürsinns keine Erfolge zu verzeichnen und wurden schon wenig später abgesetzt. – Eine amüsante Episode darüber, dass der Ölmüller Kluge aus Dittmannsdorf eines Abends als Spion gefangen genommen wurde, erzählt Kurt Ulbricht in seinen Dorfgeschichten.

Der Erste Weltkrieg forderte aus den Reihen der Feuerwehr vier Opfer: Bruno Lißner, Oswald Rink, Ernst Schönherr und Paul Vogler.

1920 wurde die Leitung der Feuerwehr neu gewählt:

> Hauptmann Bruno Hengst (Gastwirt)

> Stellvertreter William Reinhold (Strumpfwirker)

> Spritzenmeister Bernhard Tippmann (Schmiedemeister)

> Zeugmeister Richard Ulbricht (Schuhmachermeister)

> Feldwebel Arthur Rink (Zwirnmeister)

> Sanitäter Adolf Leonhardt (Barbier)

Weiterhin gab es in der Wehr 9 Steiger und 19 Spritzenmänner, insgesamt also 36 aktive sowie 10 passive Mitglieder.


Die Gründungsmitglieder der FFW 1921 

Urkunde für Feldwebel Arthur Rink 1920.

 

1921 wurde das 25jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Witzschdorf trotz der schwierigen Zeitumstände ausgiebig gefeiert. Von der Gemeinde wurden 1000 Mark gesponsert – angesichts der sich anbahnenden Inflation allerdings keine allzu große Summe. Die noch lebenden Gründungsmitglieder wurden mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet.

Mitte der 1920er Jahren hielt eine Serie von mysteriösen Bränden den Ort in Atem: Innerhalb kurzer Zeit brannten die Scheunen von Louis Weißbach (Schulstraße 11/12), von Robert Oehme (Schulstraße 6) und ein Schuppen im Schönthal. Alle drei Feuer waren unaufgeklärte Brandstiftungen, bei denen sonderbarerweise immer der gleiche Feuerwehrmann als erster an der Brandstelle erschien.

Doch nicht nur im eigenen Ort war die Feuerwehr zur Stelle, auch in die Nachbarorte Waldkirchen, Dittmannsdorf, Gornau, Zschopau usw. rückten die Witzschdorfer Kameraden im Alarmfall aus. Damals war es üblich, dass die erste auswärtige Feuerwehr, die an der Brandstätte eintraf, eine Prämie erhielt. Umso größer war der Ansporn, möglichst schnell auszurücken. Es wird mündlich berichtet, dass vor allem Oswald Reuter als ehrgeiziger Löschzugfahrer in Erscheinung trat. Als in Gornau einmal ein Gut brannte, soll er mit der Witzschdorfer Spritze sogar eher vor Ort gewesen sein als die Gornauer Wehr. War der Einsatzort im Unterdorf oder in Waldkirchen und das Pferdegespann war noch nicht zur Stelle, so wurde der Spritzenwagen teils auch per Hand bergab gerollt.

Am 31. Dezember 1927 schied Wehrleiter Bruno Hengst nach 15 Jahren aus seinem Amt. Sein Nachfolger wurde der Zwirnmeister und Feldwebel Arthur Rink.

 

Wehrleiter Arthur Rink. (links)

Zu einem Großeinsatz der Feuerwehr führte ein Hochwasser im Frühjahr 1932. Die Zschopau trat an vielen Stellen über die Ufer. Es galt, die Gaststätte „Hausmeisterei“ vor eindringendem Wasser zu schützen, deren Ruderboote zu bergen und Treibgut wie Bäume, Bretter und Hasenställe von der Wehrbrücke zu entfernen. Die Fabrikfeuerwehr, die dafür hauptverantwortlich gewesen wäre, existierte seit dem Konkurs der Sächsischen Nähfadenfabrik 1930 nicht mehr, sodass die Ortswehr ganze Arbeit zu leisten hatte.

Die Machtergreifung des Hitlerregimes 1933 ging auch an den Reihen der Feuerwehrkameraden nicht spurlos vorüber. Mitglieder, die nicht systemkonform waren, konnten ihren Dienst in der Wehr nicht fortsetzen. Das betraf vor allem SPD-Mitglieder; die SPD bildete vor 1933 die mit Abstand stärkste Partei in Witzschdorf. Allein in einem Jahr kam es zu sechs freiwilligen Austritten sowie zum zwangsweisen Ausschluss von acht weiteren Kameraden.

Das Feuerlöschwesen hatte sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert: Nach wie vor kam die Handdruckspritze zum Einsatz, die mittels Pferdegespann transportiert wurde. Erst 1935/36 erfolgte mit der Anschaffung einer Motorspritze eine langersehnte Modernisierung. Die zwei Privatautos von Bäckermeister Curt Weiße und Schmiedemeister Otto Dathe lösten zudem den Pferdezug ab.

Otto Dathe mit seinem F5 vor der Schmiede.

 

4. Die Feuerwehr im Zweiten Weltkrieg

Die Kriegsjahre 1939-1945 stellten die Freiwillige Feuerwehr vor besonders große Herausforderungen. Wehrleiter waren in dieser Zeit Arthur Rink (bis 1942) und Fritz Püschmann (ab 1943). Arthur Rink wurde am 31.12.1942 nach 42jähriger Aktivität als Kamerad und 14jähriger Tätigkeit als Wehrleiter in den passiven Dienst verabschiedet. Sein Nachfolger Fritz Püschmann kann ohne Zweifel als einer der aktivsten und engagiertesten Kameraden in der Witzschdorfer Feuerwehrgeschichte bezeichnet werden. Er prägte die Feuerwehr 25 Jahre lang als Leiter und über ein halbes Jahrhundert lang als Mitglied.

Wehrleiter Fritz Püschmann.

Ein Großteil der Kameraden wurde schon mit Kriegsbeginn an die Front beordert. Mehrere über 50-jährige Einwohner wurden für die Feuerwehr „notdienstverpflichtet“, sodass zeitweise wieder eine Form der „Pflichtfeuerwehr“ existierte.

Vor allem aber wurde ab 1941 eine intensive Jugendarbeit forciert. Es ist auffällig, dass in den Jahren 1939 und 1940 nur ein einziger Eintritt in die Feuerwehr erfolgte, während am 1. Januar 1941 eine regelrechte Großoffensive in der Mitgliederwerbung gestartet wurde: Nahezu alle männlichen Jugendlichen des Ortes zwischen 16 und 18 Jahren traten zeitgleich in die Feuerwehr ein, darunter Helmut Wächtler, Helmut Schneider, Helmut Walther, Henry Schaarschmidt, Rudi Barthold, Günter Wunderlich, Manfred Siewerdt und Gottfried Gertsch. Damit gründete sich eine Jugendfeuerwehr, die hauptsächlich aus Lehrlingen und Oberschülern bestand. Ein reichliches Jahr später, am 15. April 1942, wurden fast alle von ihnen zur Wehrmacht eingezogen. Dasselbe wiederholte sich in den Folgejahren: Jeweils zum 1. Januar traten zahlreiche Jugendliche der Feuerwehr bei, wurden aber im folgenden Jahr an die Front abberufen. Die „Stammrolle“ der Witzschdorfer Feuerwehr verzeichnet am 1. Januar 1943 den Beitritt von Horst Kirsch, Heinz Schneider, Winfried Reinhold und Rudi Wächtler; mit der Eintragung von Rudi Wächtler endet die Stammrolle. Es ist jedoch bekannt, dass auch die übrigen Jungen dieses Geburtsjahrgangs der Wehr beitraten, darunter Helmut Butter, Joachim Fritzsche, Gerhard Reuter, Heinz Weißbach und Siegfried Seifert. Auch sie wurden wenig später zum Kriegsdienst rekrutiert.

Henry Schaarschmidt als Mitglied der Jugendfeuerwehr.

Aus den Reihen der Feuerwehrkameraden kehrten neun Männer nicht wieder aus dem Krieg zurück, darunter mehrere Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Ihre Namen mögen uns mahnen und die Erinnerung an die dunkelsten Stunden deutscher Geschichte wachhalten:

Herbert Leonhardt, Winfried Reinhold, Manfred Siewerdt, Kurt Vogler, Rudi Wächtler, Helmut Walther, Emil Weber, Kurt Weiße, Albert Wolf

Im September 1941 erhielten die Witzschdorfer Kameraden aus dem Bestand der Zschopauer Wehr ihren ersten Zugwagen – Marke „Horch“, ausgelegt für sechs Personen und zum Transport der Motorspritze. Das bisherige „Spritzenhaus“ (Hauptstraße 16) wurde damit untauglich, da die Räume im Kellergeschoss als Garage zu niedrig waren. Ersatz fand man in der Schmiede von Otto Barthold (Am Sportplatz 2), die kurz zuvor stillgelegt worden war. Problematisch gestaltete sich nun nicht nur der Mangel an Kraftstoff, sondern vor allem der Mangel an einem fähigen Fahrer. Es wird berichtet, dass Siegfried Seifert – zu dieser Zeit noch Oberschüler – auch ohne Führerschein seine Fahrkünste unter Beweis stellte.

Erstes Fahrtenbuch der FFW Witzschdorf.

In einem Runderlass des SS-Reichsführers vom 22. Oktober 1943 wurde für sämtliche Feuerwehren die Hinzuziehung „weiblicher Ergänzungskräfte“ gefordert. Dieser Erlass bedeutete die Gründung von Frauenfeuerwehren. Auch in Witzschdorf geschah dies: Etwa 20 junge Frauen waren in den Jahren 1943-1945 als Kameradinnen unter der Leitung von Richard Reinhold aktiv. Ihre Aufgaben lagen vor allem in der Aufklärung und Ausbildung der Einwohner im Luftschutz und Luftalarm. Dazu zählten auch das Verhalten im Luftschutzkeller und die praktische Ausbildung im Bekämpfen und Beseitigen von Stabbrandbomben.

Die Frauenwehr 1943 mit Fritz Püschmann (rechts) und Richard Reinhold (links).

 

Nach dem Abwurf von Spreng- und Splitterbomben 1944 und im Februar 1945 machten sich mehrfach Einsätze der Feuerwehr notwendig. Es galt die Bombenschäden an den Gebäuden und Straßen soweit wie möglich zu beräumen. Verglichen mit den Nachbarorten Waldkirchen, Zschopau und Dittmannsdorf hatte Witzschdorf nur verhältnismäßig geringe Schäden zu verzeichnen, hauptsächlich im Oberdorf. Dort waren zwei Luftminen explodiert: eine am „Lehngericht“ (Am Sportplatz 3), die andere auf der Straße direkt vor dem Haus Hauptstraße 6 (Fam. Zocher). Der Großteil der Bomben ging auf den nordwestlich des Dorfes gelegenen Feldern, am Kamm (Nähe Blockhaus) und im „Mühldammrich“ (Richtung Dittmannsdorf) nieder. Durch den Druck der Detonationen wurden bei zahlreichen Häusern Fenster und Türen eingedrückt.

Bombentrichter im Oberdorf.

 

Größere Schäden waren an folgenden Häusern zu verzeichnen:

> Hauptstr. 5 („Viertel-Gut“): Ziegeldach teilweise abgedeckt

> Hauptstr. 6: Dach stark beschädigt

> Hauptstr. 7 („Frenzel-Häuschen“): Dach und Fassade stark beschädigt

> Hauptstr. 8 („Weißes Erben“): Scheunendach beschädigt

> Hauptstr. 9 („Gründig-Haus“): Dach beschädigt

> Hauptstr. 25: Dachstuhl ausgehoben

> Hauptstr. 26 („Oehme-Gut“): Scheune und Wohnhaus schwer beschädigt,

Risse im Mauerwerk, teilweise einsturzgefährdet

> Hauptstr. 3. („Reuter-Gut“): Dach beschädigt, Scheunengiebel zerstört

> Am Sportplatz 3 („Lehngericht“): kaum Schäden am Wohnhaus, aber Scheune und Ställe teilweise abgedeckt, am Kuhstall starke Schäden am Mauerwerk

> Kirche: Fenster der Nordseite und im Altarraum zerstört

 

Zerstörte Altarfenster der Kirche – Verwüstungen am Bauerngut Weißes Erben (Hauptstr. 8).

 

5. Neubeginn und Entwicklung in der DDR

Aus den unmittelbaren Nachkriegsjahren ist mangels Unterlagen nur wenig bekannt. Die Zahl der Kameraden war stark dezimiert: Der Krieg hatte auch in die Feuerwehr eine große Lücke gerissen. Neun Mitglieder waren gefallen oder vermisst, andere in Kriegsgefangenschaft; mehrere waren kurz nach Kriegsende verzogen oder aufgrund ihrer früheren politischen Tätigkeit ausgetreten.

Der Kern der alten Wehrmitglieder wurde von Wehrleiter Fritz Püschmann, Georg Kempte, Martin Göbel, Willy Kirsch, Max Oehme, Herbert Schönherr und Günter Wunderlich gebildet. Zu ihnen kamen 1946 Rudolf Wagner und Gerhard Vogler hinzu.

Ab 1950 verfolgte Wolfgang Oehme, der im Alter von 16 Jahren der Wehr beigetreten war, zusammen mit dem Wehrleiter Fritz Püschmann eine engagierte Nachwuchsarbeit. Mit der „AG Junge Brandschützer“ wurde die erste ihrer Art in den damaligen Kreisen Flöha/Zschopau gegründet. Diese Jugendfeuerwehr hatte durchgehend etwa zehn Mitglieder im Alter von 8-14 Jahren, von denen später auch mehrere als aktive Kameraden der Feuerwehr beitraten.

Die Zahl der Kameraden nahm somit im Laufe der 1950er Jahre deutlich zu, sodass die Feuerwehr schon bald wieder über 20 aktive Mitglieder aufweisen konnte.

 

AG Junge Brandschützer 1954.

Die Ausstattung war überaus dürftig: Zunächst gab weder einheitliche Uniformen noch ein einsatzfähiges Fahrzeug. Der Horch-Mannschafts-wagen musste ständigen Reparaturen unterzogen werden und war oft über Monate hinweg nicht fahrtauglich. Zeitweise wurden wieder Pferde vor den Spritzenwagen gespannt oder es musste sogar per Hand geschoben werden – und das im bergigen Witzschdorf! Schließlich konnte ein „Robur Garant K30“ beschafft werden, welcher der Wehr zuverlässig gute Dienste leistete. 1978 wurde dieses Löschfahrzeug durch einen „LO“ ersetzt, der noch bis 2011 im Einsatz war.

 

Robur Garant K30 ca. 1960.

Die Räumlichkeiten waren äußerst beengt: Es stand lediglich eine Garage im Haus von Familie Barthold zur Verfügung. Ein lang ersehntes Projekt, welches im NAW (Nationales Aufbauwerk) umgesetzt werden konnte, war 1960 der Bau eines gemeindeeigenen Feuerwehrdepots. Die Baufläche stellte Wolfgang Oehme unterhalb seiner Scheune zur Verfügung. Hier wurde unter der Leitung von Martin Mai in zahllosen freiwilligen Arbeitsstunden ein ca. 8x10 m großes Gerätehaus im Wert von 70.000 Mark errichtet. Im Erdgeschoss fanden Fahrzeuge, Ausrüstung und Sanitärräume Platz; das Dachgeschoss wurde mit Mansarden ausgebaut und diente als Wohnung von Familie Mehnert, seit 1982 von Familie Kania.

 Bau des neuen Depots 1960.

 

Der hölzerne Steigerturm am alten Spritzenhäuschen im Oberdorf hatte damit auch ausgedient. Er wurde 1962 infolge Baufälligkeit abgetragen und durch einen Mast am neuen Depot ersetzt.

Da Protokolle von 1945 bis in die 1960er Jahre nicht mehr existieren, gibt es über die Einsätze nur mündliche Berichte:

- 1947: Der Pferdestall am „Jägerhäuschen“ (Hauptstraße 2) geriet in einer Sommernacht in Brand, was von aus dem Gasthof heimkehrenden Jugendlichen bemerkt wurde. Das Wohnhaus blieb durch den Einsatz der Feuerwehr unversehrt.

- 1956: Am 5. Juli 1956 stand infolge eines Blitzschlags das Wohnhaus des „Kern-Gutes“ (Hauptstraße 21, heute Fam. Hauck) in Flammen. Dachstuhl und Obergeschoss brannten vollständig aus. Da kein Löschfahrzeug zur Verfügung stand, wurden die Pferde von Eugen Haase vor den Spritzenwagen gespannt, die jedoch vor den Flammen scheuten, sodass schließlich die Motorspritze per Hand zum Einsatzort geschoben werden musste.

- 1968: Durch Zündung eines Streichholzes entsteht auf dem Gelände der LPG „Friedenswacht“ ein Brand, dem ein Holzschuppen zum Opfer fällt. Ein Übergriff auf die benachbarten Stallungen wird erfolgreich verhindert.

- 1978: Auf dem Hahn, im Haus Waldstraße 3 kommt es bei Ulrike Slawik zu einem Wohnungsbrand. Durch Fahrlässigkeit war Glut aus einem Ofen herausgefallen und hatte das Zimmer in Brand gesetzt. Dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass sich das Feuer nicht auf das gesamte Haus ausbreitete.

- Bahndammbrände: Bis in die 1960er Jahre waren Bahndammbrände keine Seltenheit. Durch Funkenflug der Dampflokomotiven und infolge der schlechten Kohlequalität kam es häufig zu kleineren Flächenbränden entlang der Bahnstrecke, sowohl in Richtung Waldkirchen bei Pfaffens Ruh als auch in Richtung Hennersdorf gegenüber von Schönthal. Löscharbeiten erfolgten aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit nur eingeschränkt möglich. Problematisch gestaltete sich nicht nur die Hanglage, sondern auch der Bahnverkehr, da die Schläuche über die Gleise gelegt werden mussten. Meist ließ man das Feuer kontrolliert abbrennen und beseitigte im Nachhinein die Glutnester, die über Tage hinweg noch glimmen konnten.

Bis 1968 stand die Freiwillige Feuerwehr Witzschdorf unter der Leitung von Oberbrandmeister Fritz Püschmann. Er war der Wehr bereits als 17-Jähriger im Jahre 1921 beigetreten. 1943 hatte er mitten in den Kriegsjahren die Wehrleitung übernommen. Als Brandschutzverantwortlicher im MZ-Werk Zschopau war er auch beruflich eng mit Brandschutz und Brandbekämpfung verbunden. Mit dem Eintritt in den Ruhestand im Alter von 65 Jahren verabschiedete er sich aus dem aktiven Dienst.

Verabschiedung von Fritz Püschmann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FFW Witzschdorf 1971 – stehend v.l.: Manfred Uhlmann, Gerhard Vogler, Bernd Mehnert, Horst Klaffke, Manfred Schreiber, Dietmar Uhlig, Rudolf Wagner, Siegfried Mehnert, Bruno Rößler, Günter Wunderlich – sitzend v.l.: Herbert Schönherr, Fritz Püschmann, Martin Göbel.

 

Das Amt des Wehrleiters übernahmen:

1968-1972 Rudi Thiele

1972-1979 Rudolf Wagner

1979-1996 Wolfgang Oehme

 

Wehrleiter Wolfgang Oehme

Im Jahre 1979 wurde Oberbrandmeister Wolfgang Oehme zum neuen Wehrleiter bestimmt. Durch seine zehnjährige Tätigkeit als LPG-Bauer in Döben bei Grimma hatte er enge Kontakte zur dortigen Feuerwehr geknüpft; gegenseitige Besuche, gemeinsame Ausflüge und Feste prägten die Zusammenarbeit der zwei Partnerwehren.

Größere Einsätze sind für die 1970er und 1980er Jahre glücklicherweise nicht zu verzeichnen. Die Feuerwehr entwickelte sich jedoch zunehmend zu einer wichtigen kulturellen Institution im Ort. Die 1976 gegründete Frauengruppe leistete vorbildliche Arbeit im vorbeugenden Brandschutz; bei Kontrollen in den Haushalten wurde so mancher potentielle Brandherd beseitigt. Die Jugendarbeit wurde erneut angeregt, sodass 1983 nach längerer Unterbrechung wieder eine AG Junge Brandschützer entstehen konnte. Selbstverständlich war die Teilnahme an der Demonstration zum 1. Mai, die traditionell mit der Blaskapelle unter Leitung von Friedemann Enzmann begangen wurde. Aber auch die eigenen Jubiläen wurden ausgiebig gefeiert, so das 75., 80., 85. und 90. Jubiläum der Wehr. Hinzu kamen Schauübungen, die in Zusammenarbeit mit der DRK-Ortsgruppe und der Betriebsfeuerwehr des VEB Texturseidenwerke durchgeführt wurden.

Bürgermeister Eckhard Börner 1986 bei der Auszeichnung der Kameradinnen und Kame-raden Gisela Hauck, Margitta Naumann, Monika Otto, Johanna Wunderlich, Karl Meusel.

Das Jahr 1981 stellt einen Höhepunkt in der Geschichte der FFW Witzschdorf dar: Zum 85. Wehrjubiläum konnte ein neuer Schulungs- und Traditionsraum eingeweiht werden. Bislang hatte die Feuerwehr den Gasthof bzw. das Gartenheim zu Versammlungen und Sitzungen genutzt. Mit der vorübergehenden Schließung des Gasthofes wurde der Ruf nach eigenen Räumlichkeiten laut. Bürgermeister Rüdiger Rink stellte das leerstehende Erdgeschoss im ehemaligen „Ihleschneider-Haus“ (Hauptstraße 27) zur Verfügung. Nach dem Tod der Witwe Ihle war das Anwesen in Gemeindeeigentum übergegangen. In Eigenleistung der Kameraden sowie unter Mithilfe der LPG-Baubrigade wurde hier ein zeitgemäßer Schulungsraum mit Küche und Sanitärräumen eingerichtet. Zu gewisser Berühmtheit gelangte der Bierkeller der Mieterin Elsa Püschmann, der über eine Falltür mitten im Raum zu erreichen war und manchmal auch während einer Wehrsitzung gelüftet wurde.

Umbau des Hauses Hauptstr. 27.

Bürgermeister Rüdiger Rink und Wehrleiter Wolfgang Oehme bei der Übergabe des Schulungsraumes

Sorgen bereitete lange Zeit die unzureichende Löschwasserversorgung im Mitteldorf, da der sogenannte „Drei-Paulen-Teich“ nicht mehr den Anforderungen der Zeit genügte. Eine Rest- und Splitterfläche der LPG (Grundstück Fam. Barthold) war für den Neubau vorgesehen. Auf Initiative von Rüdiger Rink entstand hier 1982 nach dem Vorbild des Rätzteiches bei Marienberg ein mit Betongitterplatten ausgelegter Teich, der zugleich als öffentliche Badestätte zugänglich war. Die ideale Lage am Südhang und zentral im Ort sorgte an heißen Sommertagen für regen Badebetrieb. Seit einigen Jahren ist das Gelände vollständig eingeebnet und von dem Löschteich nichts mehr zu sehen.

6. Die letzten 30 Jahre seit der Wende

Mit der Wende entfielen Aufgabenfelder wie z. B. die Kontrolle der Feuerstätten in den Haushalten. DRK-Ortsgruppe und Betriebsfeuerwehr lösten sich auf, sodass auch hier Bindungen verloren gingen.

Das 100. Jubiläum der Wehr wurde im Juni 1996 im Rahmen einer Festwoche gefeiert. Wolfgang Oehme übergab nach 17jähriger Leitung den Posten des Wehrleiters an Günter Vogler. Die FFW Witzschdorf konnte zu diesem Zeitpunkt auf 24 aktive Kameraden (davon 6 Frauen), 6 Jugendliche und 6 Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung verweisen.

Die FFW im Festtagsgewand 1996. – Neuer & alter Wehr-leiter im Gespräch: Günter Vogler und Wolfgang Oehme.

Ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Jahr für die Feuerwehr war 2002: Am 24./25. April 2002 stand in Gornau eine als Strohlager genutzte Scheune in Brand – wohl einer der größten Brände der Umgebung in der jüngeren Vergangenheit. Da das Einsatzfahrzeug der Witzschdorfer Kameraden gerade zu diesem Zeitpunkt zur Überprüfung war, mussten die Löschgeräte mit Privatfahrzeugen zur Brandstätte transportiert werden. – Drei Monate später sorgte ein Gewächshausbrand im Oberdorf für einen weiteren Einsatz. – Im August folgte schließlich das Jahrhunderthochwasser, welches die Kameraden drei Tage lang in Atem hielt. Die Zschopau trat über die Ufermauern und flutete das Erdgeschoss des Gewerbeparks (Hauptstraße 94) sowie Wohnhaus und Produktionshalle von Bernd Grünewald (Hauptstraße 96/97). Noch schlimmer war Waldkirchen betroffen: Im Zschopenthal konnte den Wassermassen kein Einhalt geboten werden. Auch hier war die Witzschdorfer Wehr bis in die Nacht hinein im Einsatz. Rollemühle und Blaufarbenwerk („Doktorhof“) standen unter Wasser, sodass die Bewohner durchs Fenster evakuiert werden mussten.

Hochwasser am 13. August 2002 am Wehr in Witzschdorf.

2004 erhielt das Feuerwehrdepot seine heutige Gestalt: Das bisherige Gebäude wurde den Anforderungen schon seit längerer Zeit nicht mehr gerecht. Die Garagenausfahrt war so eng, dass zentimetergenaue Fahrkünste nötig waren, um den LO auszuparken. Der Platz für Einsatzkleidung, Schläuche und weiteres Zubehör war kaum ausreichend. Da der Schulungsraum im Haus Hauptstraße 27 nicht mehr zur Verfügung stand, fehlte zudem ein Treffpunkt für Versammlungen. Vom Gemeinderat Gornau wurde daher der Beschluss zum Um- und Neubau getroffen. Die bisherigen zwei Garagen wurden zum Versammlungs- und Ausstellungsraum mit Küche und Sanitäranlagen umgestaltet; auf dem ehemaligen Kleinfeld wurde eine großzügige Fahrzeughalle geschaffen. Im Januar 2005 erfolgte die feierliche Einweihung.

Schlüsselübergabe für das neue Depot.

2009 und 2011 wurde der „Fuhrpark“ dank der Partnerwehr Rheinstetten und Kamerad Anton Jäger in einen zeitgemäßen Zustand versetzt. Der LO konnte damit nach über 30 Jahren zuverlässigem Dienst ausrangiert werden.

Günter Vogler übergab die Wehrleitung 2014 nach 18 Jahren an Detlef Dworschak. Seit 2019 ist Matthias Charlet Wehrleiter. Die FFW Witzschdorf hat derzeit 14 aktive Kameraden. Als Ortsfeuerwehr innerhalb der Gemeindefeuerwehr Gornau kann sie auf bewährte Strukturen und eine enge Zusammenarbeit verweisen, die bei Brand- und Notfällen die Einsatzfähigkeit garantieren.

 

Übungseinsatz am Stauweiher in der Mörbitz mit Hendrik Watol, Michael Kania und Wehrleiter Matthias Charlet.

 

Als Einsätze der letzten Jahre sind zu erwähnen:

- 2007: Brand der Sportlerbude auf dem Witzschdorfer Sportplatz

- 2011: Brand des Brecherwerks im Steinbruch an der Truschbach

- 2013: Hochwasser an der Zschopau

- 2016: Brand in der Scheune des Anwesens Hauptstraße 74 (ehemals „Lohse-Gut“)

- 2018: Brand des Hauses Hauptstraße 30 („Alte Post“)

Hinzu kommen zahlreiche weitere Einsätze, so z. B. bei Essenbränden, Sturm- und Schneeschäden durch entwurzelte Bäume, Verkehrsunfällen, Ölspuren, der Absicherung von Veranstaltungen usw.

Am Kirmeswochenende 10.-12. September 2021 begeht die FFW Witzschdorf ihr 125jähriges Jubiläum. Der Rückblick auf die Geschichte der Wehr zeugt von 125 Jahren aufopferungsvollem Dienst zum Wohle der Gemeinschaft unter dem Leitspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.

 

Fuhrpark und Depot der FFW Witzschdorf heute.

 

7. Die Betriebsfeuerwehr

Zeitgleich zur Gründung der Freiwilligen Ortsfeuerwehr wurde in der Sächsischen Nähfadenfabrik 1896 auch eine Betriebsfeuerwehr gegründet. Mit über 50 Mitgliedern war die Betriebswehr größer als die Ortswehr. Auch eine Blaskapelle existierte in der Anfangszeit. Hinter dem „Lager“ (Hauptstraße 100), am Standort der späteren Turnhalle, wurde ein großzügiges Gerätehaus errichtet. Als „Exerzierplatz“ diente der spätere Turnhallenplatz. Am hinteren Ende des Platzes, oberhalb der Bahnstrecke, wurde im Oktober 1900 ein 12 Meter hoher hölzerner Steigerturm seiner Bestimmung übergeben; er existierte noch bis ca. 1960, wurde dann aber infolge Baufälligkeit abgetragen. Die Pferde für den Löschzug standen bis in die 1920er Jahre im betriebseigenen Pferdestall zur Verfügung (Hauptstraße 93, später Wohnhaus von Inge Wagner).

Fabrikfeuerwehr der Nähfadenfabrik Witzschdorf 1900.

 

Da der 1911 gegründete Fabrikturnverein eine neue Heimstätte suchte, wurde das Feuerwehrdepot zur Turnhalle umgestaltet. Der Spritzenwagen und die sonstigen Löschgeräte wurden in einem Anbau linkerhand untergebracht. Zeitweise wurde auch der Güterschuppen der Reichsbahn dafür genutzt. Später befand sich das Depot im Erdgeschoss der sogenannten „Alten Tischlerei“.

Ein Großbrand, bei dem die Wehr machtlos war, ereignete sich kurz nach Weihnachten 1927 in der Betriebstischlerei. Obwohl die Zschopau in direkter Nähe genug Löschwasser bot und vier Wehren im Einsatz waren, konnte dem Feuer nur mit Mühe Einhalt geboten werden. Aufgrund der eisigen Außentemperaturen gefror das Wasser in den Schläuchen und verzögerte die Eindämmung des Brandes. Das Gebäude wurde 1928 in vereinfachter Form wiederaufgebaut.

 

Zerstörter Maschinensaal nach dem Brand 1927.

Mit der Weltwirtschaftskrise und dem Konkurs der Sächsischen Nähfadenfabrik 1930 löste sich die Betriebswehr zunächst auf. 1933 wurde der Betrieb von der Firma Gottlob Wunderlich in Waldkirchen aufgekauft und die Produktion wieder aufgenommen; die Betriebswehr befand sich in dieser Zeit am Firmensitz in Waldkirchen. Übungen wurden aber auch in Witzschdorf durchgeführt.

Schauübung an der Villa, 1930er Jahre.

Als in der Nachkriegszeit die Produktion in Waldkirchen eingestellt bzw. vollständig nach Witzschdorf verlagert wurde, etablierte sich hier wieder eine eigenständige Betriebswehr unter der Regie von Max Günzel aus Waldkirchen und Georg Kempte aus Witzschdorf.

Als Wehrleiter ab 1945 sind zu nennen:

> Max Günzel

> Franz Reichel

> Karl Etling

> Karl-Heinz Uhlig

> Steffen Sonntag

Aus diesem Zeitraum sind keine größeren Einsätze bekannt, abgesehen vom Brand eines Güterwaggons und einem Wohnungsbrand bei Familie Morgenstern (Hauptstraße 99).

Wehrleiter Karl-Heinz Uhlig und Werkleiterin Christa Hertwig bei einer nächtlichen Übung.

Im Rahmen des Umbaus der Zwirnerei zum Texturseidenwerk erhielt die Betriebsfeuerwehr ca. 1973 hinter der Tischlerei in einem Anbau ein neues Depot, wo Anzüge, Löschgeräte, Motorspritze und Atemschutzgeräte aufbewahrt wurden. Am Hahnteich stand zudem ein Schuppen mit Spritze und Schläuchen zur Verfügung, der ursprünglich für den schnellen Einsatz im Brandfall auf dem „Hahn“ vorgesehen war; zum Ernstfall kam es jedoch nie. Übungen wurden vor allem am Stauweiher in der Mörbitz und am Wehr durchgeführt, wo eine feste Saugstelle installiert war. Zu besonderen Anlässen wurden Schauübungen auch gemeinsam mit der Ortsfeuerwehr und der DRK-Gruppe durchgeführt. Auch die Kontrolle der Wasseraufbereitungsanlage (gegenüber Hauptstraße 100) zählte zum Aufgabenbereich der Betriebswehr. Günter Wunderlich führte als Brandschutzverantwortlicher des Betriebes regelmäßig Belehrungen und Schulungen durch. An Feuerwehrvergleichswettkämpfen im Kreis und innerhalb des Betriebsverbandes wurde regelmäßig teilgenommen.

Im Zuge der Wende und der Abwicklung des Betriebes löste sich die Betriebsfeuerwehr im Jahre 1990 auf.

 

Verfasser:

Robin Richter

Heimatstube Witzschdorf

Freiwillige Feuerwehr Gornau
Rathausplatz 5
D-09405 Gornau
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Wehrleiter: Kam. Rico Lorenz
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